Der Hessische Jugendring konnte mit den Fördermitteln aus dem Landesprogramm „Hessen – aktiv für Demokratie und gegen Extremismus“ in der Förderperiode 2016 das Projekt „Werkstätten für Demokratie“ in Kooperation mit seinen Mitgliedsverbänden und dem Hessischen Ministerium des Inneren und für Sport für den Zeitraum 2016 starten. Die Basis des Projektes ist die Zusammenarbeit von Einrichtungen, in denen unbegleitete Minderjährige untergebracht sind, mit Jugendverbänden, um spezielle Angebotsformen für unbegleitete Minderjährige zu realisieren.
Die Entwicklungen und Rückmeldungen zu den Bedarfen vor Ort haben gezeigt, dass es sinnvoll ist, die Maßnahmen auch für junge Geflüchtete zu öffnen, die mit einem oder mehreren Bezugspersonen in anderen Unterbringungsformen leben. Einerseits steht es einer integrativen Wirkung entgegen, wenn junge geflüchtete Menschen mit Bezugspersonen keine Möglichkeit erhalten, an sinnvollen Angeboten teilzunehmen, währen dies ihren Freunden und Bekannten in einer Jugendhilfeeinrichtung ermöglicht wird. Andererseits ist es im Sinne der Prävention gegenüber antidemokratischen Einstellungen oder entsprechenden Organisationen sinnvoll, die jungen Menschen aus Gemeinschaftsunterkünften in pädagogische, demokratiefördernde Angebote einzubeziehen. Junge Geflüchtete in Gemeinschaftsunterkünften oder außerhalb des Jugendhilfebezuges fallen potenziell aus dem Blick pädagogischer Bezugssysteme heraus. Es ist unser Ziel das Projekt im Jahr 2017 auch für junge begleitete Geflüchtete zu öffnen und sie zu einem gewissen Anteil als Zielgruppe einzubeziehen. Dennoch bleibt der Hauptfokus des Projektes auf der Zusammenarbeit mit unbegleiteten minderjährigen Geflüchteten.
Ziele des Projekts
Integration: Die Integration junger Geflüchteter wird durch regelmäßige Begegnungen und den gezielten Aufbau von Kontakten mit anderen jungen Menschen in den selbstorganisierten Verbänden gefördert. Die Jugendlichen werden in Angebote der Jugendverbandsarbeit einbezogen und lernen so die Menschen, Einrichtungen, Räume und Angebotsstruktur der Jugendhilfe sowie andere Jugendliche im Sozialraum kennen. Ihre Freizeit wird bereichert, und wichtige Entwicklungsaufgaben in der Jugendphase werden durch die Jugendlichen im Kontext dieser Angebote bewältigt. Außerschulische Angebote der Jugendarbeit können ergänzend zu formalen Bildungsangeboten eine stabilisierende und integrative Funktion erfüllen und wichtige Zugänge in die Aufnahmegesellschaft herstellen, da sie in einer ungezwungenen Atmosphäre alltägliche Momente des Austausches bieten und somit den Transfer dieser Erfahrungen in den Alltag erleichtern.
Partizipation: Entsprechend der Tradition und Identität der verbandlichen Jugendarbeit werden aus Teilnehmer/innen nach einiger Zeit Aktive, die sich selbst engagieren. Jugendliche in der Jugendverbandsarbeit gestalten die Angebote mit, übernehmen Verantwortung, entwickeln eigene Ideen und Projekte und werden so zu Akteuren jugendlicher Selbstorganisation in den Strukturen der verbandlichen Jugendarbeit. Jungen Geflüchteten wird somit eine Perspektive für ein aktives Engagement in der Aufnahmegesellschaft geboten. Sie haben die Möglichkeit zu erfahren, dass sie die Gesellschaft, in der sie angekommen sind, mitgestalten können.
Demokratielernen und Prävention: Jugendverbände sind Werkstätten der Demokratie. Sie bieten zahlreiche Angebote der politischen Bildung, die junge Menschen im Sinne einer Prävention der Entwicklung von demokratiefeindlichen Weltbildern darin fördert, ein demokratisches Bewusstsein zu entwickeln, antidemokratische Einstellungen und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit zu erkennen und sich diesen entgegenzustellen. Jugendverbände sind auch gelebte Demokratie: Jugendliche erleben hier Vielfalt, demokratisches Miteinander, das Aushandeln von gemeinsamen Anliegen, das Lösen von Konflikten und die Übernahme von gesellschaftlicher Verantwortung. Dieser Ansatz ermöglicht erfahrungsbasierte Entwicklung von Kompetenzen, die Menschen davor schützen können, sich antidemokratischen Einstellungen zu öffnen oder entsprechenden Organisationen anzuschließen. Gleichzeitig wird im Kontrast zu formalen Bildungsansätzen der Raum geboten, die eigenen Ressourcen für einen gemeinschaftlichen Prozess zu nutzen, wodurch das Gewalt- und Extremismuspotenzial, das mit Desintigrations- und Marginalisierungserfahrungen einhergeht, präventiv gesenkt wird.
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